15.08.2020

Berufsorientierung neu denken – Selbstbestimmt die eigene Zukunft gestalten

Für die Jungen Liberalen ist Bildung die Chance für sozialen Aufstieg und ein selbstbestimmtes Leben. Eine wichtige Entscheidung im Leben von jungen Menschen ist die Wahl des Ausbildungsweges nach der Schule. Studium, duales Studium, Ausbildung und andere Möglichkeiten stehen zur Option. Jeder Einzelne hat Stärken und Schwächen, unterschiedliche Interessen und erste Vorstellungen über seinen kommenden Werdegang. Die Auswahl des passenden Wegs fällt trotzdem oft schwer. Die Berufsorientierung am Ende der Schulzeit sollte Schulabgänger bestmöglich dabei unterstützen, den für sie richtigen Weg zu finden.

Die aktuelle Ausgestaltung der Berufsorientierung an Schulen ist für viele Schülerinnen und Schüler schlicht unattraktiv. Die Formate sind häufig veraltet, Lehrer, die selber nie in den Berufen gearbeitet haben, sollen Einblicke in den praktischen Alltag der unterschiedlichen Berufe geben und die Möglichkeiten für Wege außerhalb von Studium und Ausbildung fehlen fast vollständig.

Berufsorientierung an Schulen braucht ein Update. Wir schlagen folgende konkrete Punkte zur Verbesserung vor:

  1. Eine umfassende, breitgefächerte Berufsorientierung an allen weiterführenden Schulen:

Hierbei sollten berufliche Ausbildung, Studium, aber auch eigene unternehmerische Tätigkeit angesprochen werden. Wichtig ist hierbei nicht die Anzahl der Stunden zu erhöhen, die mit Berufsorientierung verbracht wird, sondern die Qualität des eigentlichen Angebots.

  1. Praktika ermöglichen den besten praktischen Einblick in die Berufswelt:

Deswegen sollten sie in jeden Fall Teil der Berufsorientierung bleiben.

An weiterführenden Schulenzwei verpflichtende Praktika geben. Davon soll mindestens ein Praktikum im Handwerk, öffentlichen Dienstleistungssektor oder in einem sozialen Bereich absolviert werden.

Absolviert ein Schüler weitere Praktika in den Ferien, soll das positiv auf den Zeugnissen Erwähnung finden. Um die Qualität des Praktikums für Schülerinnen und Schüler zu verbessern, soll Unternehmen und staatlichen Einrichtungen ein Leitfaden zur Verfügung gestellt werden.

  1. Lehrkräfte besser auf die Berufsorientierung vorbereiten

Berufliche Bildung besser die Weiterbildung der Lehrkräfte integriert werden.  Außerdem empfehlen wir „Praktika für Lehrkräfte“ in Betrieben oder staatlichen Einrichtungen als Alternative, welche neben den klassischen Weiterbildungen absolviert werden kann. Um Lehrkräfte über neue Formate und Angebote auf dem Laufenden zu halten, empfehlen wir die Einführung eines Newsletter, welcher an die Schulen geht und über neue Initiativen und Angebote vom Bildungsministerium oder anderen Anbietern informiert.

  1. Neue Formate für mehr Attraktivität:

Berufsorientierung sollte sowohl qualitativer in den regulär stattfindenden Unterricht integriert werden, als auch außerhalb der Schulzeit stattfinden, um weiteren Unterrichtsausfall vorzubeugen. Es wäre zum Beispiel möglich, Berufstätige aus unterschiedlichen Berufszweigen in den Unterricht oder zu Projekttagen einzuladen. Praxisberichte von Auszubildenden könnten einen besseren Einblick in berufliche Ausbildung geben und diese wieder attraktiver machen. Auf jeden Fall sollten die Angebote attraktiver gestaltet und mit zeitgemäßen Medien gearbeitet werden. So sollten zum Beispiel auch Psychologisch Tools kostenlos für die Schüler nutzbar sein. Praktikumsmessen sollten in den Schulen angeboten und in Kooperation mit lokalen Unternehmen stattfinden.

Ein eigenes Fach berufliche Bildung lehnen wir ab, wenn WiPo und Erdkunde, oder andere Fächer dafür wegfallen oder reduziert werden. Stattdessen sollte ein solches Programm am Nachmittag außerhalb des regulären Unterrichts auf freiwilliger Basis angeboten werden.

Wenn ein Unterrichtsfach für berufliche Bildung eingeführt wird, sollten folgende Inhalte vermittelt werden:

  • Bewerbungstraining: Gespräch, Videobewerbung, Bewerbungsunterlagen, Online-Tools, Accessment-Center-Training
  • Betriebsbesichtigung mit praktischem Teil (Block)
  • Projekte mit regionalen Betrieben
  • allg. Information zu den unterschiedlichen Ausbildungswege
  • Psychologische Testverfahren
  • Gründungen/ Entrepreneurship
  1. Wege aufzeigen

Im Zentrum der Berufsorientierung sollten ausführliche Informationen über den Ablauf und die Unterschiede der möglichen Bildungswege stehen (in Abh. von der besuchten Schule: Ausbildung, duales Studium (praxis- oder ausbildungsorientiert), Studium, Abiprogramm, Berufsabitur etc.). Um die Attraktivität der Ausbildungsberufe wieder zu steigern, sollten die Möglichkeiten zur Verkürzung der beruflichen Ausbildung, für Förderprogramme (Bafög, Wohngeld, Assistierte Ausbildung und Ausbildungsbegleitende Hilfen), sowie für Auslandsaufenthalte erläutert werden (Erasmus+). Wichtig ist es auch die Aufstiegschancen nach Ausbildung aufzeigen.

Bisher zu kurz kommt der Bereich Unternehmertum. Deswegen sollte den Schülern auch der Bereich des Entrepeneurships, unternehmerisches Denken und Handeln nahe gebracht werden.

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