Die Jungen Liberalen sind sich der wirtschaftlichen Bedeutung der Schifffahrt für Schleswig-Holstein vor allem beim Transport von Gütern, aber auch bei der Beförderung von Personen in der See- und Binnenschifffahrt bewusst, und wollen Schleswig-Holstein als Logistikstandort weiterhin stärken. Gleichzeitig sind sie sich aber auch der Verantwortung gegenüber ihrer Umwelt bewusst und setzen sich für eine nachhaltigen Seeverkehr ein. Hierbei setzen sie auf die Entwicklung von fortschrittlichen Antriebstechniken und Technologien zur Reduktion von Schadstoffen, anstelle der Schaffung von neuen Grenzwerten in der See- und Binnenschifffahrt.
Hierzu setzen sich die Jungen Liberalen im Einzelnen für folgende Maßnahmen ein:
- Durchführung von wissenschaftlichen Studien zur Erfassung von Schadstoff-Emissionen, besonders Stickoxid-Emissionen in den Küstengebieten, Häfen und Seewegen, wie dem Nordostseekanal, um das Potential der Reduktion von Stickoxyden und anderen Schadstoffen in der See- und Binnenschifffahrt im Raum Schleswig-Holstein genauer bestimmen zu können
- Förderung der Forschung zur Entwicklung von Maßnahmen oder Technologien zur Minderung der Stickoxid-Emissionen für große Schiffsmotoren; auch: Entwicklung von Technologien für kleine und mittelgroße Schiffe
- Ausbau der Nutzung des Landstroms für im Hafen liegende Schiffe. Dazu muss der Landstrom von der EEG-Umlage befreit werden, um konkurrenzfähig zu sein
- Förderung des Baus von LNG-Terminals in Schleswig-Holstein (z.B. in Brunsbüttel) zur Förderung der LNG-Technik als Brückentechnologie fuür den Einstieg in Power-to-Gas /Power-to-Liquid-Prozesse
- Förderung der Entwicklung von Power-to-Gas/ Power-to-Liquid-Prozessen im Bereich der Schifffahrt. Besonderes Potential liegt hier im der Bereich Wasserstoff-Technologie zur Methanisierung von flüssigem Erdgas
- Förderung der Entwicklung von weiteren erneuerbaren Antriebstechniken (z.B. windgetriebene oder windassistierende Antriebe) an den Hochschulen und in Forschungseinrichtungen.
Begründung:
Der Seeverkehr ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit kontinuierlich gestiegen. Derzeit erfolgt rund 90 % des Welthandels auf dem Seeweg, für kommende Jahre wird eine weitere Zunahme erwartet. Obwohl das Schiff ein vergleichsweise umweltfreundliches Transportmittel ist, existiert ein hohes Potential, schädliche Emissionen aus der Schifffahrt zu verringern.
Für Schleswig-Holstein als Land zwischen den Meeren hat die Schifffahrt eine besondere Bedeutung und stellt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Von etwa einem Drittel der weltweiten Schiffsbewegungen liegt der Ziel- oder Abfahrtshafen in der EU, Nord- und Ostsee gehören zu den am häufigsten und dichtesten befahrenen Meeren der Welt. Mehr als 30.000 Schiffe durchqueren jährlich den Nord-Ostsee-Kanal mitten durch Schleswig-Holstein und etwa 2.000 Schiffe fahren täglich und zu jeder Zeit auf der Ostsee.
Rund 90 % der gesamten Frachtschiffflotte werden mit Schweröl angetrieben, bei dessen Verbrennung neben CO2 auch Feinstaub, (Ruß-)Partikel, Schwefel- (SOx) und Stickoxide (NOx) entstehen. Stickoxide haben vielfältige negative Auswirkungen auf die Umwelt und auf die Gesundheit des Menschen: sie reagieren unter dem Einfluss von Sonnenlicht mit Kohlenwasserstoffen, bilden Ozon und 56 sekundärem Feinstaub und tragen zur Eutrophierung von Gewässern bei. Insgesamt machen die Stickoxidemissionen der Schifffahrt circa 15 % an den europäischen NOx-Emissionen aus, dabei werden rund 32 % innerhalb von 12 Seemeilen in unmittelbarer Nähe zur Küste emittiert. Berechnungen gehen davon aus, dass hiervon etwa 90 % auf dem Meer und 10 % in den Häfen. In Schleswig-Holstein sind Küstengebiete, Häfen und Seewege, besonders der Nordostseekanal bislang nur wenig studiert. Experten gehen davon aus, dass gerade hier das Potential, um umweltschädliche NOx-Emissionen einzusparen, besonders hoch ist. Hierzu wären aber genauere Messungen und Studien von Nöten. Die internationalen Regelungen zur Begrenzung von Luftschadstoffen aus der Schifffahrt sind wenig ambitioniert und orientieren sich an Grenzwerten. In besonderen Schutzgebieten, wie der Nord- und Ostsee gelten zwar strengere Regelungen, allerdings nur für Schiffsneubauten ab dem Jahre 2021. Durch die lange Lebenszeit von Schiffen ist davon auszugehen, dass diese Maßnahmen nur sehr langsam Wirkung zeigen werden.