Erste Informationen
Die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein wollen, dass sich neu ankommende Asylsuchende so schnell wie möglich in Schleswig-Holstein zurechtfinden. Deshalb sind zuverlässige und leicht verfügbare Informationen über das Asylverfahren, die verschiedenen Beratungsstellen, den Spracherwerb und das Leben in Deutschland und Schleswig-Holstein wichtig. Auch Informationen über die Angebote und Projekte der ehrenamtlichen Helfer vor Ort erleichtern die Ankunft und die Integration.
Wir fordern daher,
- bereits bestehende Informationsangebote bekannt zu machen und zu fördern, z.B. die “Moin”-App, die “Ankommen”-App, den “Refugee-Guide”, die Informationsseite des Landes für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein und die Seite “Hilfe für Flüchtlinge in Schleswig-Holstein” des NDR.
- den Zugang zu Online-Informationen zu erleichtern, z.B. durch W-LAN in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Freiwillige Initiativen, die wie das Projekt 42 von Hamburg.Freifunk W-LAN-Zugang in den Unterkünften anbieten wollen, sind zu unterstützen.
- bei der Förderung von Informationsangeboten mit anderen Bundesländern kooperieren und gelungene Ansätze zu übernehmen.
Anerkennung des Bildungsstands und der Qualifikation
Wir wollen, dass die Asylsuchenden für sie passende Bildungs-, Qualifikations- und Jobangebote finden können.
Deshalb fordern wir,
- standardmäßig den Bildungsstand- und die Qualifikation der Asylsuchenden bereits in den Erstaufnahmen zu erheben. Dies geschieht bestenfalls im Rahmen der Registrierung in der zugewiesenen Erstaufnahmeeinrichtung.
- den Asylsuchenden und ihren ehrenamtlichen Unterstützern Informationen über das Verfahren zur Anerkennung von Qualifikationen sowie mögliche Nachqualifizierungen und Weiterbildungen zur Verfügung zu stellen, z.B. im Rahmen des Online-Informationsangebots und über Beratungsstellen in den Unterkünften. Wir setzen uns langfristig dafür ein, dass Weiterbildungs- und Nachqualifizierungsmaßnahmen zu entwickeln sind für Berufszweige, bei denen dies heute noch nicht möglich ist.
- über die Anerkennungsverfahren von im Ausland erworbenen (beruflichen) Qualifikationen ist umfassend aufzuklären. Darüber hinaus sind Finanzierungs- und finanzielle Unterstützungsmodelle auszubauen und Potentiale und Qualifikationen
der Menschen, die zu uns gekommen sind, sichtbar zu machen. In diesem Zusammenhang muss das Angebot an Qualifikationsanalysen ausgebaut und die Anerkennung in formellen Konzepten ermöglicht werden.
Deutsch- und Integrationskurse
Wir halten eine frühe Teilnahme an Deutsch- und Integrationskursen für sinnvoll. Die Hürden dafür sollten nicht weiter erhöht, sondern gesenkt werden.
Wir fordern daher,
- den Asylsuchenden nach der Registrierung in der zugewiesenen Erstaufnahmeeinrichtung zumindest einen Basis-Deutsch- und Integrationskurs anzubieten. Nach Möglichkeit werden Kurse angeboten, deren Niveau sich am zuvor erhobenen Bildungsstand orientiert.
- die Deutsch- und Integrationskurse verpflichtend auszugestalten. Dabei ist auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die einer Ausbildung, einem Studienvorbereitungsprogramm, einem Studium oder einer Arbeit nachgehen. Es muss sichergestellt werden, dass Kinder während der Kurszeiten betreut werden; dies kann auch durch die Einrichtung von Eltern-Kind-Kursen geschehen.
- die Kurse für die Asylsuchenden kostenlos anzubieten.
- am Ende der Kurse jeweils ein Zeugnis auszustellen. Die erworbenen Sprachkenntnisse sind nach den Vorgaben des Gemeinsamen europäische Referenzrahmens für Sprachen (CEFR) zu zertifizieren, sofern der Kursteilnehmer das Niveau A2 erreicht oder überschreitet.
Kita- und Schulbesuch
Wir glauben, dass Kinder unabhängig von ihrer Herkunft die bestmögliche Förderung verdienen. Kinder von Asylsuchenden sollen daher einen möglichst umfassenden Zugang zu unserem Bildungssystem erhalten.
Deshalb fordern wir,
- den Eltern und gegebenenfalls den Vormündern minderjähriger Flüchtlinge Informationen über das Bildungssystem zu Verfügung zu stellen. Eltern oder Vormünder kleiner Kinder sollen sich besonders über die Möglichkeit und die Vorzüge des Kitabesuchs informieren können.
- Kindern im entsprechenden Alter den Besuch einer Kita zu ermöglichen. Die Kitagebühren sind an die finanzielle Leistungsfähigkeit der Eltern anzupassen.
- Minderjährigen im Schulalter den Schulbesuch unabhängig davon zu ermöglichen, ob sie bereits als schulpflichtig gelten.
- volljährigen Asylsuchenden, die noch keinen Schulabschluss haben oder deren Schulabschluss nicht anerkannt wurde, den weiteren Schulbesuch bis zum 25. Lebensjahr zu gestatten.
- in den Willkommens- und DaZ-Klassen sicherzustellen, dass die Gruppengröße der einer regulären Klasse entspricht.
Ausbildung, Studium und Arbeit
Auch Asylsuchende sollen die Chance auf einen Ausbildungs-, Studien- oder Arbeitsplatz haben. Dadurch wird es für sie leichter, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und finanziell für sich selbst zu sorgen.
Daher fordern wir,
- jugendliche Asylsuchende und ihre Eltern oder Vormünder über das Berufsausbildungssystem und das Studium zu informieren und zu beraten. Dabei ist darauf einzugehen, welche Anforderungen an Auszubildende und Studierende gestellt werden und welche Chancen sie nach den jeweiligen Abschlüssen haben.
- den Asylsuchenden Tätigkeiten in der Unterkunft, z.B. als Dolmetscher und im Rahmen des Sonderprogramms Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug, zu ermöglichen.
- das Programm “Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk” der Bundesagentur für Arbeit zu unterstützen und die Übertragung des Konzepts auf andere Berufsgruppen zu prüfen.
- Auszubildenden ein Aufenthaltsrecht für die Dauer der Ausbildung und bei erfolgreichem Abschluss mindestens zwei Jahre darüber hinaus zu garantieren.
- Auszubildenden und Studierenden gleichberechtigten Zugang zu finanzieller Unterstützung zu gewähren.
- Studienvorbereitungsprogramme bekannt zu machen und zu fördern, z.B. durch Kooperationen von Hochschulen mit der Kiron University.
- Arbeitsbeschränkungen wie die Sperrfrist und die Vorrangprüfung abzuschaffen.
Über die Integration in den Arbeitsmarkt hinaus, sehen die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein die Aufgaben von kulturellen und außerschulischen Integration. Hier sind besonders die Leistungen von Sportvereinen und Reha-Einrichtungen von besonderer Bedeutung.
Im Sportverein
Hier wollen wir Sportangebote wie z.B. Fußballtraining für Flüchtlinge fördern. Fördern kann in diesem Fall das Bereitstellen von Fahrdiensten in den Gemeinden und Städten oder das Thema Versicherungsschutz während der Maßnahmen umfassen.
Im Reha-Sport
Hier wollen wir die Erfahrungen des Deutschen Behinderten- und Reha-Sport-Verbandes und seiner Landesverbände nutzen. Besonders traumatisierten Flüchtlingen sollen an den Angeboten der Verbände teilnehmen, die sich bisher über die Methode Sport an die Reintegration von traumatisierten Bundeswehr-Soldaten richtet.