Ursprünglich beschlossen am 01.03.2014
Überprüft worden vom eLavo am 14.08.2022
Die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein verstehen Menschen mit Behinderung als wertvollen Teil der Gesellschaft und sehen die Heterogenität der Gesellschaft als Normalität. Inklusion fundamentiert diesen Fakt und ist ein wichtiger Schlüssel, um das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen. Inklusion ist eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe. Es genügt nicht, blumige Worte in Gesetzesblätter zu schreiben und an der tatsächlichen Situation der Betroffenen nichts zu ändern. Inklusion muss dabei bedarfsorientiert ausgerichtet sein. Dort, wo Inklusion möglich und sinnvoll ist, muss sie Anwendung finden, sie hat aber auch Grenzen. Besonders wichtig ist dies in der Schule. Schüler müssen anhand ihrer Fähigkeiten und Begabungen individuell gefördert und betreut werden. Dieser Grundsatz gilt auch bei der Inklusion. Kinder mit erhöhtem Förderbedarf bedürfen eines besonderen Augenmerks, dabei dürfen aber die anderen Kinder nicht auf der Strecke bleiben. Dies zu ermöglichen, wird nicht zum Nulltarif möglich sein. Bildung und gesellschaftliche Teilhabe sind die notwendigen Investitionen aber mehr als wert.
Die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein wollen eine am Individuum ausgerichtete Inklusion erreichen. Dafür müssen die individuellen Fördermaßnahmen verbessert werden. Unterrichte in Inklusions-Klassen sollen künftig nur noch im Team-Teaching durchgeführt werden. Lehrkräfte sollen hierfür gesondert geschult werden. Die notwendigen zusätzlichen Lehrerstellen sind umgehend vorzusehen. Lehrer dürfen mit den besonderen Herausforderungen der Inklusion nicht allein gelassen werden, deshalb braucht es zusätzliche Unterstützung an den Schulen durch Schulsozialarbeiter, Psychologen und Bundesfreiwilligendienende. Die bisherige personelle Ausstattung genügt weder den Bedürfnissen der Kinder mit als auch denen ohne Behinderung. Gleichzeitig bedarf es einer Umstrukturierung der Lehrpläne, um den erhöhten Anforderungen an einen inkludierten Unterricht gerecht zu werden. So müssen nicht nur die Fachcurricula entsprechend an die neue Lernumgebung angepasst werden, sondern auch der Umgang miteinander und das für gegenseitigen Respekt und Toleranz notwendige Grundwissen vermittelt werden.
Ausgrenzung beginnt bereits an den Eingangsstufen. Zahlreiche Schulen und öffentliche Einrichtungen sind nicht oder nur unzureichend barrierefrei ausgebaut. Das muss sich in einem Sofortprogramm ändern. Die innere Inklusion wird zwangsläufig scheitern müssen, wenn bereits die baulichen Rahmenbedingungen fehlen.
Zur wirklichen Teilhabe an der Gesellschaft gehört die Möglichkeit, produktiv seinen Beitrag leisten zu können. Menschen mit Behinderungen zwar Zugang zu Bildung zu ermöglichen, diese danach aber wieder zur Untätigkeit zu verbannen, ist falsch. Die Anstrengungen bei der Vermittlung von Arbeits- und Ausbildungsstellen müssen erhöht werden. Inklusiv arbeitende Betriebe belohnt und entsprechende Vereine unterstützt werden. Es darf nicht passieren, dass gerade die wertvollen privaten Initiativen in diesem Bereich an unnötigen bürokratischen Hürden scheitern. Auch Schulen können hierzu einen Beitrag leisten, indem Absolventen als Mentoren oder in verschiedenen Institutionen innerhalb der Schule (Mensa, Verwaltung, Facilitymanagement) beschäftigt werden.
Es existieren zahlreiche private und öffentliche Projekte zur Inklusion in verschiedensten Bereichen. Die Politik muss hier das Rad nicht laufend neu erfinden, sondern sollte auf bewährte Best-Practice-Modelle zurückgreifen. Erfolgreiche Projekte müssen daher identifiziert, klar als solche benannt und ausgeweitet werden. Ein Best-Practice-Handbuch und geeignete Förderinstrumente, etwa Gründungsberatung oder Startkredite, können hierzu geeignete Maßnahmen sein. Die Umsetzung der Inklusion darf nicht an den Betroffenen vorbei gestaltet werden. Vielmehr müssen alle betroffenen Gruppen an dem Veränderungsprozess partizipieren können. Das erhöht die Kreativität und Akzeptanz der erarbeiteten Lösungen. Besonders wichtig ist die Partizipation von Menschen mit Behinderung an der Ausgestaltung der Inklusion. Denn gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.