Die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein fordern einen Leitfaden zur Bekämpfung von Pornographie-Sucht und entsprechende Präventionskonzepte, insbesondere für Schulen. Dabei soll im Rahmen des Sexualkundeunterrichts in allen jeweiligen Klassenstufen über Pornographie und das damit verbundene Suchtrisiko aufgeklärt werden
Begründung
Kinder sind im Schnitt erst 11 Jahre alt, wenn sie das erste Mal mit Pornographie im
Netz in Kontakt kommen. Verbieten soll man es ihnen nicht – aber vorbereiten muss man
sie.
Das oftmals reproduzierte Bild von Frauen in der Rolle von Unterwürfigen, sogenannte
Kinks, Lack und Leder – Tabu-Themen, über die wir nur ungern öffentlich sprechen.
Themen, die hinter geschlossenen Türen stattfinden, Themen, die uns – sofern
Zustimmung aller Beteiligten vorangeht – herzlich wenig zu interessieren haben, denn
auch hier stehen wir hinter der Freiheit, seine Sexualität auszuleben, wie man es
gerne möchte und solang niemandem geschadet wird.
Im Netz vor den Augen Hunderttausender muss die Sache aber anders aussehen –
besonders dann, wenn Kindern und Jugendlichen solche Thematiken auf dem Silbertablett
angeboten werden. Solang die Abgebildeten (im Regelfall) nicht minderjährig sind –
was als Kernpunkt schon schlimm genug ist – sind die Inhalte auf diversen
Internetportalen, aber auch durch Plattformen wie „X“ frei erreichbar. Die Neugierde
hieran ist nicht unterbindbar, das muss sie auch nicht – aber ihr Konsum muss seitens
des Bundes und der Länder Aufklärung erfahren.
Besonders für uns Liberale ist die Freiheit Grundpfeiler unserer politischen
Ausrichtung – diese gilt es für alle Menschen jederzeit gleichermaßen zu verteidigen.
Per se sind Produktion, als auch die Teilnahme hierbei nicht zu verurteilen – sofern
dies im Einklang mit den Menschenrechten passiert. Erwachsenen, aber besonders
Jugendlichen und Kindern ist oftmals nicht klar, unter welchen Umständen das
konsumierte Material hergestellt wurde, aber auch noch viel weniger, welche
Auswirkung eine Sucht nach Pornographie auf das Gehirn, die Psyche und den Alltag
haben kann.
Regelrechten Abhängigkeiten, die sich entwickeln können und immense Auswirkung auf
die soziale Teilhabe, das Schul- oder Berufsleben, aber auch die allgemeine
psychische Verfassung der Leute haben können, sind in der öffentlichen Wahrnehmung
kaum dargelegt. Den Leuten frühzeitig klarzumachen, welche Gefahren die Thematik
birgt und wie und wo man sich bei Bedarf Hilfe suchen kann, wird weder durch
Prävention an Schulen oder anderen Einrichtungen dargelegt, noch gibt es dem Thema
entsprechende Konzepte des Landes oder des Bundes, um dieser Problematik Einhalt zu
gebieten. Schätzungen sagen, dass etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland von
einer solchen Sucht betroffen sind.
Das Tabu-Thema Pornographie im Allgemeinen muss genauso ins Augenmerk genommen
werden, wie der Teilbereich der Kinderpornographie, gegen die das Land und der Bund
seit Jahren mithilfe von Konzepten wie „#nichtweiterleiten“ erfolgreich klare Kante
gegen das strafbare Weiterleiten kinderpornographischer Inhalte vorgeht. Auch gegen
Täterinnen und Täter wird mittlerweile strenger vorgegangen. Der Kinder- und
Jugendschutz darf aber nicht nur die ausgebeuteten Kinder und Jugendlichen, obwohl
dieser Thematik ihre größere Relevanz nicht abgesprochen werden darf, sondern muss
auch junge Konsumentinnen und Konsumenten umfassen, denen die Gefahren durch
Pornographie unklar erscheinen.
Darüber nicht zu reden, solche Themen „tot zu schweigen“, weil sie in unserer
Gesellschaft nur hinter verriegelten Türen besprochen werden, macht diesen Raum nur
angreifbarer für gefährliche und strafbare Inhalte, die unbeachtet in den Köpfen von
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen reproduziert werden.
Sogenannte „Rache-Pornos“, die zwar zu ahnden sind, aber sich trotzdem wie Lauffeuer
im Internet verbreiten können, sind nur ein Beispiel dafür, dass das konsumierte
Material bei weitem nichts mit der oftmals so betitelten „schönsten Nebensache der
Welt“ zu tun hat, sondern viel eher Beweismaterial für anstehende Gerichtsverfahren
ist. Dass es solche Sachen gibt, was dies besonders für Opfer bedeutet und was man
dagegen tun kann, weder Opfer zu werden noch Opfern weiter zu schaden, muss ebenso
Ziel dieser Prävention sein. Auch potenzielle Täterinnen und Täter merken somit
frühzeitig, dass ihr Handeln strafbar und die Auswirkungen vehement sind, nicht nur
für sie. Denn soziale Ächtung, folgende Schulwechsel, aber auch psychische Folgen wie
Suizid sind leider Folgen, die schon vorkamen und durch fehlende Aufklärung weiterhin
vorkommen werden.
Eine Forderung nach entsprechenden Präventionskonzepten seitens der zuständigen
Ministerien und Behörden ist unerlässlich.