Die Bundestagswahl 2025 war ein Desaster für die FDP. Mit 4,7 % in Schleswig-Holstein und einem bundesweit enttäuschenden Ergebnis von 4,33% ist klar: Eine stabile Wählerbasis fehlt, die Partei verliert an Relevanz und die Wählerinnen und Wähler sehen die FDP nicht mehr als unverzichtbare liberale Kraft.
Die Jungen Liberalen Schleswig-Holstein fordern die FDP auf, mutig umzusteuern und unbequeme Wahrheiten anzuerkennen. Es reicht nicht, nur punktuell nachzujustieren – die Partei braucht eine klare, stringente Neuausrichtung. Wir müssen zurück zu einer unverwechselbaren, eigenständigen liberalen Kraft, die aus Überzeugung handelt.
Die Zeit des Weiter-so ist vorbei. Es braucht jetzt echte Veränderungen.
- Freiheit bleibt unser Ideal
Freiheit bleibt unser Ideal – das muss Kern unserer Politik sein. Das Leitbild der Freien Demokraten „Mehr Chancen durch Freiheit“ war 2017 und 2021 der Schlüssel zum Erfolg. Im Bundestagswahlkampf 2025 wurde sich zunehmend von den Grundsätzen des Leitbildes entfernt. Freiheit ist kein statisches Konzept – sie muss immerzu neu erkämpft und gegen staatliche Eingriffe, ideologische Vereinnahmungen oder kurzsichtige Sachzwänge verteidigt werden. Wir müssen den Liberalismus wieder als ganzheitliches Konzept verstehen und vertreten. Ein wahrhaftiger Liberalismus ist nicht flexibel oder beliebig, sondern folgt festen Prinzipien. Wir müssen zurück zu einem klaren, konsequenten Liberalismus finden, ohne uns in anderen Ideologien zu verlieren. Es geht nicht darum, konservativer oder sozialer zu werden, sondern darum, die Freiheit als oberstes Prinzip zu verteidigen. Daher müssen wir uns wieder vermehrt an den Grundsätzen orientieren, welche die Freien Demokraten im Jahr 2017 in ihrem Leitbild forciert haben und dieses im Zuge eines Modernisierungsprozesses an den aktuellen Zeitgeist anpassen. Und das bedeutet auch, dass wir als JuLis lauter und unnachgiebiger gegenüber der FDP sein müssen.
- FDP pur – wir sind keine Steigbügelhalter
Wir müssen uns als eigenständige Kraft klarer vom politischen Mainstream abgrenzen. Die FDP darf nicht länger als Mehrheitsbeschaller oder politischer Erfüllungsgehilfe anderer Parteien auftreten. Wir sind kein Steigbügelhalter für andere Parteien, sondern eine eigeneständige, freiheitliche Kraft. Zweitstimmenkampagnen, taktische Anbiederungen und vorauseilende Koalitionszusagen haben unser Profil verwässert – damit muss Schluss sein.
Liberalismus ist nicht progressiver Konservatismus, keine wirtschaftsorientierte Sozialdemokratie, keine innovationsaffine Variante grüner Politik. Der Liberalismus ist eine eigenständige politische Haltung, die konsequent vertreten werden muss. Deshalb fordern wir eine FDP , die wieder für sich selbst steht – ohne Koalitionswahlkampf, ohne faule Kompromisse, sondern mit einem klaren Fokus auf unsere eigenen Inhalte. FDP pur bedeutet Selbstbewusstsein. Wir müssen für unsere Werte kämpfen, statt sie abzuschwächen. Wir sind nicht dazu da, die Agenda anderer Parteien durchzubringen – wir sind dazu da, unsere eigene, unverwechselbare liberale Agenda durchzusetzen.
Freiheit braucht eine starke Stimme. Wir müssen mutig für die Freiheit eintreten, sie gegen staatliche Bevormundung verteidigen und eine Politik gestalten, die den Menschen echte Selbstbestimmung ermöglicht.
- Keine One-Man-Show – wir fordern eine Doppelspitze
Um diese Erneuerung ernsthaft zu gestalten, brauchen wir auch strukturelle Reformen. Die FDP darf keine One-Man-Show sein. Christian Lindner hat für die Freien Demokraten Großes geleistet. Nach 12 Jahren an der Parteispitze hinterlässt er nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik jedoch ein großes Loch. Deshalb fordern wir eine Doppelspitze für den Bundesvorsitz der Partei. Liberalismus ist vielfältig – eine Doppelspitze spiegelt genau das wider. Eine Doppelspitze ermöglicht es uns, unterschiedliche Aspekte des Liberalismus gleichzeitig stark zu vertreten und in Zeiten medialer Komplexität nicht nur durch eine, sondern durch zwei starke Stimmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
- Trennung von Parteiamt und Regierungsamt
Ebenso notwendig ist eine klare Trennung von Partei- und Regierungsamt. Wer die Partei führt, muss unabhängig sein und Amtsträger o]en hinterfragen können – ohne Rücksicht auf Koalitionszwänge oder eigene politische Ambitionen. Nur so kann eine lebendige, kritische und glaubwürdige Diskussionskultur entstehen. Diese Trennung stärkt nicht nur die innerparteiliche Demokratie, sondern schafft auch Raum für echte Erneuerungen und Nachwuchsförderung.
- Eine Vision für Deutschland – Wo wollen wir hin?
All diese Reformen greifen nur, wenn die FDP endlich wieder eine Vision für Deutschland entwickelt. Die FDP muss aufhören, sich von Umfragen und kurzfristigen Trends treiben zu lassen. Stattdessen brauchen wir eine klare langfristige und ambitionierte Vision für Deutschland – eine Vision, die zeigt, wohin wir unser Land führen wollen, wenn wir die Chance zur Gestaltung bekommen. Wie sieht ein Deutschland aus, wenn die FDP die absolute Mehrheit hat? Welche Veränderungen treiben wir voran? Welchem Zukunftsentwurf folgen wir? Was ist unser Ziel für Deutschland?
Wir brauchen ein neues, ambitioniertes Selbstverständnis. Nicht mehr nur reagieren, nicht mehr nur verwalten, sondern agieren und gestalten. Mehr Veränderung, weniger Status Quo. Wir müssen anfangen, eine echte politische Bewegung aufzubauen. Eine Partei, die Menschen begeistert, die für eine freie, moderne, mutige Zukunft kämpft.
Wir brauchen nicht nur ein Programm für die nächste Wahl, sondern eine Vision für die nächsten Jahrzehnte. Eine Vision, die den Menschen zeigt: So sieht Deutschland aus, wenn die FDP regiert.
Die FDP steht an einem Scheideweg – entweder wir besinnen uns auf ihre liberale DNA, erneuern uns radikal und werden wieder zu einer unverwechselbaren politischen Kraft, oder wir bleiben gefangen in der Beliebigkeit und dem Bedeutungsverlust. Es braucht jetzt klare Entscheidungen, Mut zur Veränderung und die Bereitschaft, alte Strukturen aufzubrechen. Nur so kann die FDP wieder die Partei sein, die Menschen überzeugt, statt sie zu enttäuschen.
Alles lässt sich ändern – auch die FDP.