“Wir Junge Liberale begrüßen die aufstrebende Aktienkultur in Deutschland und sehen die stark zunehmende Anlagebereitschaft als große Chance, den bisher defizitären Vermögensaufbau sowie eine angemessene Altersvorsorge in der Breite unserer Gesellschaft voranzubringen. Insbesondere haben innovative Neobroker mit ihren einfach strukturierten, digitalen und kostengünstigen Finanzdienstleistungen die Hürden für den Einstieg in die Aktienanlage massiv gesenkt und so neuen Kleinanlegern die Partizipation am Kapitalmarkt signifikant erleichtert.
Grundsätzlich kommt dem Thema Anlegerschutz in dieser Phase eine hohe Bedeutung zu. Hierbei müssen Privatanleger jedoch vor allem über eine Stärkung der finanziellen Bildung sowie verständliche Transparenzvorschriften in die Lage versetzt werden, als mündige Verbraucher eigenverantwortlich am Kapitalmarkt agieren zu können. Keinesfalls dürfen paternalistische Anlegerschutzvorschriften das anzustrebende Ziel einer wachsenden Aktienkultur zum Nachteil der Kleinanleger konterkarieren.
Vor diesem Hintergrund verurteilen wir Jungen Liberalen ausdrücklich die auf EU-Ebene getroffene Einigung betreffend des Legislativpakets über Finanzinstrumente (MiFIR und MIFID II), welche ein allgemeines Verbot des bisherigen Vergütungsmodells von Neobrokern, dem sog. Payment for Order Flow (PFOF), vorsieht.
Wir lehnen das avisierte PFOF-Verbot entschieden ab:
- PFOF ist für Kleinanleger überwiegend vorteilhaft, da es im Vergleich zu
Vergütungsmodellen klassischer Broker niedrigere Transaktionskosten ermöglicht
und so den Kapitalaufbau erleichtert. - Insofern besteht keine Handlungsgrundlage für ein allgemeines Verbot, zumal
bereits heute eine hohe Kostentransparenz sichergestellt wird und etwaigen
Bedenken mit dem milderen Mittel gesteigerter Transparenzanforderungen begegnet
werden könnte. - Die durch das PFOF-Verbot erforderlichen Umstellungen der Geschäftsmodelle von
Neobrokern ab spätestens Juli 2026 werden die Transaktionskosten für
Kleinanleger erhöhen und somit deren Zugang zum Kapitalmarkt erschweren. - Im Ergebnis leistet das PFOF-Verbot dem Anlegerschutz in Europa einen
Bärendienst, schwächt die aufstrebende Aktienkultur, hemmt innovative
Finanzdienstleister aus Deutschland und ist insgesamt Ausdruck einer
fehlgeleiteten und wettbewerbsfeindlichen Regulierungsagenda der Europäischen
Kommission.
Als Junge Liberale fordern wir daher alle mit diesem Legislativakt betrauten politischen Entscheidungsträger auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen das allgemeine PFOF-Verbot auszusprechen. Das Ziel muss es sein, die Aktienkultur in Deutschland und Europa weiter zu stärken.”